Liäbi Schwiiz,
Die Corona Pandemie hat mir verdeutlicht, dass wir definitiv in der Globalisierung angekommen sind. Als kleines Zahnrädchen im einem immens grossen Räderwerk sind Abhängigkeiten entstanden deren wir uns über Nacht erst bewusst wurden. Durch den Lock-down entstand eine surreale Situation. Durch das Virus sind wir einer Gefahr ausgesetzt, welche unsichtbar und dadurch ganz schwierig einzuschätzen ist. Für mich war es sehr eindrücklich zu verfolgen, wie in der Krise ich selbst darauf reagiere aber auch die Menschen von sehr nahestehenden bis zu ganzen Gruppen oder auch Firmen, Interessenvertreter, Politiker und Länder/Staatschefs. Bei uns wich der Egoismus und damit verbunden die partikulären Interessen rasch der Solidarität. Meine Agenda leerte sich für die nächsten Monate grossmehrheitlich. Zwangsläufig entstand eine gemächlichere Gangart und es folgten neue Erkenntnisse und Erlebnisse. Ich erfuhr Tage wo ich dachte so muss der Alltag in einem Kloster sein. Natürlich mit einer Tagesstruktur aber kein Druck irgendetwas zu erledigen oder einen nächsten Termin wahrnehmen zu müssen. Es entstand Raum, Freiraum den ich mir nicht erkämpfen musste und ich die Freiheit hatte ihn neu zu füllen. Ich entdeckte mit meiner Frau zu Fuss naheliegende Gegenden, welche wir bis dahin nie besucht hatten. Da war sehr gut zu sehen, dass die Natur vom Lock-down profitiert. Die Luft war so sauber wie schon lange nicht mehr! Bei herrlichstem Wetter konnte ich den Frühling so bewusst erleben wie noch nie zuvor. Dann war da die Situation, dass wir unsere älteste Tochter mit ihrem Freund aus der WG zurück in unserem Haus hatten. Die Räume wurden umfunktioniert, dass alle gleichzeitig von zu Hause arbeiten konnten. Dies verdeutlichte die unterschiedliche Art und Weise was unsere Arbeit anbelangt. Auch punkto Ernährung lag der Fokus vermehrt auf selbstgemachtem und Lebensmittel aus der Region. Und dann die guten Gespräche für welche wir alle sehr dankbar waren und uns die soziale Isolation kaum spüren liess. Ich bin mir bewusst, dass ich in einer privilegierten Situation bin. Dafür bin ich dankbar und engagiert um anderen denen es gar nicht gut geht, zu helfen.
Im Übrigen bin ich der Ansicht, dass unter Einbezug einer gesamtheitlichen Betrachtung, unsere Regierung sehr gut und richtig gehandelt hat.
Ich wünsche mir,
*dass durch die Krise das quantitative Wachstum in Richtung Qualitatives kippt
*dass der Egoismus zugunsten der Solidarität zurückgeht
*dass das einheimische Schaffen auf allen Ebenen einen höheren Stellewert bekommt
*dass die Achtung gegenüber Menschen welche sich für andere aufopfern hochgehalten wird/bleibt
*dass die Erkenntnis bleibt, dass nichts selbstverständlich ist
Liäbi Schwiiz
Ich wünsche dir die Menschen welche deine Pracht schätzen und ihren Beitrag leisten, diese und die Errungenschaften zu pflegen und weiterzuentwickeln. Ferner wünsche ich der Schweiz Eigenständigkeit, Mut, Demut und Kampfgeist.
#0082: Urs Fischer
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